Mitglieder des Österreichischen Wildbienenrates und der Biene Österreich haben sich im Juni 2022 als Sektion der Biene Österreich zur Arbeitsgemeinschaft BienenVielfalt zusammengeschlossen.
Die zentrale Aufgabe ist die Arbeit für die gemeinsamen Interessen der rund 700 in Österreich heimischen Wildbienenarten und der Honigbienen. Der Fokus liegt einerseits auf den Zusammenhängen zwischen Ökosystemen und der gesamten Bienenfauna und andererseits auf Dynamiken innerhalb der Bienenfauna. Grund für den Zusammenschluss von Wildbienenexpert:innen und Imker:innen sind die ähnlichen Anliegen der Partner:innen. Mit dem Zusammenschluss werden die Kräfte gebündelt, das vorrangige Ziel ist die produktive Zusammenarbeit. Gemeinsam können Themen effektiver verfolgt und so mehr Schutz für blütenbesuchende/bestäubende Insekten erwirkt werden. Im Zuge dieser Zusammenarbeit können Themen aus dem Bereich Bildung, Forschung und Kommunikation gemeinsam bearbeitet werden. Dazu wurden gemeinsame Projekte definiert, die wir hier kurz vorstellen. Das Team freut sich über weitere Themenvorschläge aus dem Kreis der interessierten Imker:innen und Wildbienenfreund:innen.
Das Team
Bildung und Ausbildung
Im Bereich Bildung und Ausbildung wird es eine Wissensoffensive geben, um das wechselseitige Verständnis für die Bedürfnisse der Wildbienen und anderer Bestäuber zu fördern. Damit wird ein österreichweites Angebot von inhaltlich vergleichbaren Schulungen zum Thema Bestäuber, Bestäubungsökologie und Schutz von wilden Bestäubern etabliert. Auch das Verständnis für Wissenschaft generell, die richtige Interpretation von ökologischen Forschungsergebnissen und die Herausforderungen der Freilandforschung werden geschärft.
Unterrichtsmaterial
Die AG BienenVielfalt entwickelt derzeit ein “Wimmelbild”. Darauf ist zu sehen, welche Wildbienenarten in welchen Ökosystemen zu erwarten sind und welche Probleme für bestäubende Insekten in den unterschiedlichen Bereichen (Stadt, Land, …) auftreten können. Alles dargestellt als detailreiches Wimmelbild mit einem Begleitheft. Wimmelbilder laden zum Entdecken und Lernen ein und sind für alle Altersstufen geeignet. Das fertige Poster wird in hoher Auflage im Format A01 gedruckt und ab dem Frühling 2023 verfügbar sein. Kommen Besucher wie Schulklassen zu Bienenständen, kann das Poster zur Besprechung der allgemeinen Sorgen der Bestäuberinsekten, hier vor allem der Wildbienen und der Honigbiene, als Unterlage dienen und als Arbeitsmaterial mitgegeben werden.
Forschung
Im Bereich Forschung werden Fragestellungen erarbeitet, wobei Projekte geplant und umgesetzt werden, um die tatsächliche Situation des Zusammenspiels der wilden und domestizierten Bienen besser einschätzten zu können. Das Wissen über maßgebliche Treiber für das Wohlergehen der Bestäuberinsekten in bestimmten abgegrenzten Ökosystemen (örtlichen Bereichen) soll verbessert werden. Darauf aufbauend können gezielte Schutzmaßnahmen für blütenbesuchende/bestäubende Insekten in verschiedenen Ökosystemen abgeleitet werden.
Erste Projektansätze sind:
Auswirkung der Imkerei auf die Wildbienenfauna in Schutzgebieten: Schutzgebiete und naturschutzfachlich interessante Flächen im Offenland im Osten Österreichs sind oft letzter Rückzugsort für seltene Bienenarten. Diese Gebiete sind aber durch die Intensivierung der Landwirtschaft und den fortschreitenden Flächenverbrauch erhöhtem Druck ausgesetzt. Auch Imker:innen wissen den Wert von Bereichen mit hoher Strukturvielfalt für ihre Honigbienen zu schätzen. Kernfragen: Ab wann kommt es zu erhöhter Konkurrenz für wilde und seltene Bienenarten in Schutzgebieten? Wie muss die umliegende Landschaft um Schutzgebiete ausgestattet sein, um den möglichen Druck in den Schutzgebieten um Nektar und Pollen möglichst gering zu halten? Welche landwirtschaftlichen Maßnahmen rund um Schutzgebiete müssen gesetzt werden, um die Schutzgebiete noch attraktiver und sicherer für die dort vorkommenden oder sich vielleicht dann auch noch ansiedelnden Bestäuberinsekten zu machen?
Bienenökologische Raumplanung – wie viel Honigbienen verträgt welche Landschaft? Gerade in strukturarmen Agrarlandschaften könnte die Anzahl der Honigbienen zu einer erhöhten Konkurrenz um Pollen und Nektar innerhalb der Honigbienenpopulation, aber auch mit anderen Bienenarten führen. Welche Auswirkungen dies auf Wildbienen hat, ist nur wenig erforscht. Kernziel ist hier Maßnahmen zu formulieren, um die Agrarlandschaften wieder so divers und blütenreich werden zu lassen, damit für alle Bienen genug Nahrungsangebot vorhanden ist. Ergänzend kann erhoben werden, in welchen Gebieten und Typen des österreichischen Agrarlandes hier dringend Maßnahmen zu setzen sind.
Kommunikation
Der Zusammenschluss dient auch der Formulierung einer gemeinsamen Kommunikationslinie und strukturierter Kommunikationsaktivitäten. Wildbienenexpert:innen und Imker:innen sollen in Zukunft gemeinsam sprechen, damit interne wie externe Missverständnisse vermieden werden können. Das ist besonders wichtig, damit nicht wie andernorts die Situation in ein Gegeneinander eskaliert, wo der Wildbienenschutz bzw. Naturschutzbelange als Angriff auf die Existenz der Imker:innen gewertet wurde.
Gemeinsame Ziele von Naturschutz und Imkerei
- Die Blühvielfalt muss erhöht werden
- Natur- und Habitatzerstörung z.B. durch Bodenversiegelung muss aufgehalten werden
- Die Verwendung von Pestiziden und vor allem Insektiziden muss weitestgehend überwunden werden
- Besondere Naturschutzgebiete können gleichzeitig für Belegstellen für Honigbienenzucht genutzt werden
Der erste Schritt einer gemeinsamen Kommunikation wurde mit einer Presseaussendung am 15. April 2022 gesetzt. Thema war die Ankündigung der Landwirtschaftsministerin, temporär Brachflächen wieder in die Bewirtschaftung nehmen zu wollen.
Wir freuen uns sehr, dass Wildbienenspezialist:innen und die Bienenwirtschaft so rasch und gut zueinander gefunden haben. So kann gemeinsam das Beste für unsere Bestäuber erreicht werden.
Wenn du Anregungen oder Fragen hast oder mithelfen willst, melde dich bitte unter info@bienenviefalt.at
Autoren: Sophie Kratschmer, Johann Neumayr, Bernhard Schneller, Peter Unglaub, Albert Schittenhelm, Thomas Renner, Matthias Kopetzky, Ernst Brandl & Daniel Pfeifenberger
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