In vielen Beiträgen wird auf den Verlust des Artenreichtums und der Biomasse in fast allen Ökosystemen der Welt hingewiesen – insbesondere der Rückgang der Insekten ist belegt. Doch wie kann dem sechsten Massenaussterben im Erdzeitalter der Menschheit, dem Anthropozän, begegnet werden?
Warum ist der Verlust der Insekten so bedeutsam?
Der momentan rasant voranschreitende Verlust an Vielfalt und die Verringerung der Bestände wildlebender Tierarten ist mit den anderen, in den letzten 3,5 Milliarden Jahren stattgefundenen, Massensterben der Erdgeschichte vergleichbar. Die Verringerung der Biodiversität durch das kulturelle und wirtschaftliche Handeln der Menschheit bedroht dabei auch direkt die eigene Lebensgrundlage. Und ebenso, wie das Handeln des Menschen die Lebensräume bedroht, kann er auch Maßnahmen setzen, um weitere Verluste zu minimieren oder zu stoppen.
Was wird für die Insekten in Europa und Österreich getan?
Tiergruppen werden bereits heute bezüglich ihres Vorkommens und Erhaltungszustandes überprüft und bewertet, ebenso aquatische, marine und terrestrische Lebensräume. Diese Erhebungen ergeben ein grundlegendes Bild bezüglich des notwendigen Schutzgrades. Dennoch wird die Landnutzung weiterhin intensiviert und Naturschutzmaßnahmen zu zögerlich implementiert. Eine Ausweitung der Monitoring Maßnamen auf möglichst alle Tier- und Pflanzengruppen ist erstrebenswert. Zwar sind noch weitere Beobachtungen nötig, allerdings scheint es, den bisherigen Studien folgend, sinnvoll, intensive Landwirtschaft und übermäßige Flächeneinnahme (Versiegelung), übermäßige Düngung und den Einsatz von Pestiziden kritisch zu hinterfragen und Alternativen zu suchen.
Ein positives Beispiel ist so der belegte, verbesserte Zustand der Gewässer, der im Umkehrschluss auch eine Erholung der Populationen wasserbewohnender Insekten ermöglicht hat. Zurückzuführen ist dies auf vergangene und aktuelle Maßnahmen, die die Verbesserung der Gewässerqualität zum Ziel haben.
Viele terrestrische, also am Land vorkommende, Insekten würden bereits von einfachen Maßnahmen wie brachliegenden Flächen, Blühstreifen, natürlichen Böschungen und verringerter Mahd in der Landwirtschaft profitieren. Diese Instrumente können so auch in der Nachbarschaft von intensiveren Bewirtschaftungsmethoden angewendet werden und einen Rückzugsort für gefährdete Insekten ermöglichen. Für spezialisierte Insektenarten sind Renaturierungsmaßnahmen und der Erhalt gefährdeter Biotope, wie dieses Moore oder Magerwiesen sind, von größter Wichtigkeit.
In Österreich bzw. in Europa sind mit dem Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 und dem österreichischen Programm für biologische Landwirtschaft (ÖPUL) Instrumente geschaffen worden, die Monitoring, Schutzmaßnahmen und Eingriffsregelungen umfassen. In vielerlei Hinsicht sind diese Werkzeuge bereits erfolgreich – bezüglich des umfassenden Schutzes aller Insektenarten sind allerdings noch Verbesserungen notwendig.
Was kann ich selbst zum Schutz der Insekten und vor allem der Wildbienen beitragen?
Als Privatperson hat man nur geringen oder keinen Einfluss auf Faktoren wie Klimaerwärmung, Flächenversiegelung oder Lebensraumverlust. Die Reduzierung von Lichtverschmutzung, der Konsum biologisch hergestellter Lebensmittel oder, wenn möglich, die Anlage naturnaher Gartenbiotope sind allerdings Instrumente, die auch im privaten Wirkungsbereich den Beständen der Insekten helfen können. Private ländliche und urbane Grünflachen können ein wertvoller Lebensraum für Insekten sein und ihre Heterogenität im Vergleich zu landwirtschaftlich genutzten Flächen (also die Vielfalt der dort zu findenden Pflanzen und Strukturen) macht sie besonders wertvoll. So finden sich in Gärten oftmals Pflanzen, die Bienen und Wildbienen als Nahrungsquelle dienen können – und dies nicht nur für wenige Wochen, sondern oftmals über die gesamte Saison hinweg. Dieses Trachtfließband von Blütenpflanzen, die vom Frühjahr bis in den Herbst Nektar und Pollen bereitstellen, ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um Bienen zu unterstützen. Des Weiteren ist auch die Anlage von Nistplätzen (Insektenhotels, aber auch Sandarien oder der Verbleib ungenutzter Flächen oder von Totholzhaufen) eine Möglichkeit, um den Bienen und anderen Insekten einen Lebensraum zu bieten.
Die Arbeitsgemeinschaft Bienenvielfalt hat eine Vielzahl an Blütenpflanzen, die reichlich Nektar und Pollen bereitstellen, in einer Datenbank zusammengetragen. Mit Hilfe diverser Suchparameter können so die geeigneten Pflanzen für den eigenen Garten und Balkon gefunden werden, um selbst ein Trachtfließband anlegen zu können. Einiger dieser Pflanzen finden Sie unten.
Die Arbeitsgemeinschaft Bienenvielfalt hat eine Vielzahl an Blütenpflanzen, die reichlich Nektar und Pollen bereitstellen, in einer Datenbank zusammengetragen. Mit Hilfe diverser Suchparameter können so die geeigneten Pflanzen für den eigenen Garten und Balkon gefunden werden, um selbst ein Trachtfließband anlegen zu können. Einiger dieser Pflanzen finden Sie unten.
Allgemein gilt:
- Verwendung ungefüllter Blüten bei der Anlage von Beeten oder Rabatten
- Verwendung lokalen Saatguts aus Blühpflanzen und Wildkräutern
- Bei Rasen ungemähte Teilbereiche belassen
- Auf den Einsatz von Herbiziden und Pestiziden verzichten
- Düngung reduzieren
- Nisthilfen anlegen
- Teilnahme an Citizen Science – Projekten
Quellen / Weiterführende Informationen
- Osten, F. et al. (2020) Konkrete Maßnahmen gegen den Insektenrückgang – ein Handlungsrahmen für Baden-Württemberg. Georg-August-Universität Göttingen. https://www.uni-goettingen.de/en/2022/655017.html
- Pott, R. (2013) Biodiversitätskrise und das „Sechste Massensterben“ auf der Erde? Berichte der Reinhold-Tüxen-Gesellschaft (25). 7-36. https://www.zobodat.at/pdf/Ber-Reinh-Tuexen-Ges_25_0007-0036.pdf
- Rabitsch, W., Zulka, K.P. & Götzl, M. (2020) Insekten in Österreich. Artenzahlen, Status, Trends, Bedeutung und Gefährdung. Reports, Bd. REP-0739. Umweltbundesamt, Wien. Download unter: https://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/rep0739.pdf
- https://naturschutzbund.at/files/projekte_aktionen/natur_verbindet/wild_auf_bienen/InsektenSoforthilfe.pdf