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Ist die Imkerei daran schuld, dass die Wildbienen verschwinden?

Wildbienen leiden vorwiegend unter dem Verlust von Lebensräumen mit guter Qualität. In sich verschlechternden Lebensräumen fehlen ein durchgängiges, vielfältiges, Blütenangebot, Strukturen, die sich als Nistplatz eignen, und benötigtes Nistmaterial. Hinzu kommt, dass in vielen intensiv bewirtschafteten Gebieten auch der Pestizideinsatz den Rückgang der Wildbienen beschleunigt. Diese und noch eine Reihe anderer Faktoren interagieren und führen zum Rückgang verschiedener Wildbienenarten und stellen auch für die Imkerei ein Problem dar. 

Wildbienen- und andere Insektenpopulationen haben in den vergangenen 50 Jahren einen dramatischen Rückgang erlebt. Als Hauptursache gilt eindeutig die Veränderung der Landschaft. Die Lebensräume (Habitate) sind für Insekten vielerorts besonders ungünstig oder sogar lebensfeindlich geworden – es fehlt ihnen an Nahrung und Nistplätzen. Hochwertige Habitate gehen in immer dramatischerem Umfang verloren, worunter die Insekten massiv leiden. So konnte in deutschen Naturschutzgebieten ein Rückgang der Biomasse an Fluginsekten von bis zu mehr als 70 % beobachtet werden, wohlgemerkt innerhalb von nur 30 Jahren! In Österreich werden täglich (!) rund 11 ha Boden versiegelt. Wo nicht zubetoniert wird, kommen häufig verschiedene Pestizide zum Einsatz. Ältere unter uns erinnern sich noch, wie bei Tankstopps ganz selbstverständlich auch die Windschutzscheiben zu reinigen waren, weil so viele Insekten darauf klebten. Diese Zeiten sind vorbei, weil es immer weniger Insekten gibt.

Von diesem Schicksal sind auch Bienen betroffen. Durch den Einsatz der Imkerschaft als Beschützerin und Advokatin – vor allem bezüglich des Einsatzes von Insektiziden, die als bienengefährlich gelten – konnten, für Honigbienen, dramatische Populationsrückgänge durch Bestandserneuerungen verhindert werden. Davon profitieren natürlich auch andere Insekten. Imkerei heute und vor 50 Jahren ist in vielen Bereichen jedoch nicht mehr vergleichbar. Es ist ungleich schwerer geworden, den Honigbienen das Überleben zu sichern. Die jährlich über die kalte Jahreszeit verstorbenen Völker legen ein beredtes Zeugnis davon ab. Aber auch die Gesamtanzahl der Bienenvölker in Österreich nahm zwischen 1995 und 2008 um rund 18 % ab. 

Es treffen also mehrere Faktoren zusammen, die sich insgesamt sehr negativ auf Insektenpopulationen auswirken. Die Imkerei ist nicht für den Rückgang der Wildbienen verantwortlich.

Quellen / Weiterführende Informationen
  • Hambrusch J. et al. (2008): Evaluierung der Imkereiförder 2004/05 bis 2006/07 Endbericht In: Agrarpolitischer Arbeitsbehelf Nr. 35 Hrsg. AWI – Bundesanstalt für Agrarwirtschaft, Wien, Österreich
  • Goulson D. et al. (2015): Bee declines driven by combined stress from parasites, pesticides, and lack of flowers. Science 347 (6229): 1255957-1. DOI: 10.1126/science.1255957
  • Hallmann C.A. et al (2017): More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas. PLoS ONE 12 (10): e0185809. https://doi.org/10.1371/journal. pone.0185809
  • Fartmann T. et al. (2021): Insektensterben in Mitteleuropa. Ursachen und Gegenmaßnahmen. In: Praxisbibliothek Naturschutz und Landschaftsplanung. Hrsg. Jedicke E., Eugen Ulmer KG, Stuttgart, Deutschland, 303pp. ISBN 978-3-8186-0944-3
  • https://www.umweltbundesamt.at/umweltthemen/boden/flaecheninanspruchnahme

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