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Was sind invasive Neophyten, und warum sind sie ein Problem?

Insekten freut natürlich alles, was blüht. Dennoch macht es für die Pflanzenvielfalt einen Unterschied, ob Honig- und Wildbienen von heimischen Pflanzen oder von Pflanzen aus der Fremde (Neophyten) sammeln.

Um den Begriff „invasiver Neophyt“ zu erklären, zerlegen wir ihn in seine Bestandteile. Als „Neophyten“ gelten alle Pflanzen, die nach 1492 bei uns eingeführt und heimisch wurden. Dieses Jahr hat man gewählt, da sich die Seefahrt zu dieser Zeit intensiviert hat, und mit ihr auch der weltweite Güteraustausch, die Kolonialisierung und Reisetätigkeiten zugenommen haben. Daher sind auch viele unserer klassischen Gartenpflanzen Neophyten: Tomaten, Kartoffeln, Mais oder Kürbisse sind im Gemüsegarten und am Teller wohlbekannt, ursprünglich sind sie jedoch alle nicht in Europa heimisch. Während einige Arten gezielt eingeführt wurden, wurden andere unabsichtlich eingeschleppt, etwa über Schiffe oder andere Transportmittel, aber auch durch Verpackungsmaterialien. Ein anderer häufiger Werdegang von Neophyten ist deren Ausbrechen aus Parkanlagen und privaten oder botanischen Gärten, wo sie als Zierpflanze angepflanzt wurden. 

Grundsätzlich sind Neophyten unbedenklich. Neophyten können in Österreich bereits etabliert sein (Arten aus Nordamerika und dem temperierten Asien können sich in unseren Breiten auf Grund der ähnlichen klimatischen Bedingungen leichter ausbreiten) oder nur unbeständig vorkommen (z. B. Arten aus dem mediterranen Europa). Eine weitere Unterteilung erfolgt nach ihren naturschutzfachlichen Auswirkungen. Hierbei unterscheidet man Arten, die bisher keine negativen Auswirkungen zeigen, potenziell invasive und invasive Arten.  

Ein Wort und damit eine Eigenschaft macht manche Neophyten problematisch: „invasiv“. Das Wort stammt aus dem lateinischen invadere und bedeutet so viel wie „einfallen“ oder „eindringen“. Invasive Neophyten haben eine oder mehrere Eigenschaften, die sie für heimische Ökosysteme problematisch macht:

  • Explosionsartige Vermehrung und aggressive Verbreitung, z. B. des Drüsigen Springkrauts (Impatiens glandulifera) oder der Kanadischen Goldrute (Solidago canadensis), die sich rasant entlang von Flussufern und Waldrändern ansiedeln. Dadurch entstehen rasch Monokulturen, die unsere heimische Pflanzenvielfalt unterdrücken. Die schnelle Verbreitung von invasiven Neophyten ist mit ihrer Anspruchslosigkeit den Standortbedingungen gegenüber zu begründen. Invasive Neophyten sind oft Pionierpflanzen und kommen mit Extrembedingungen, wie Trockenheit, geringer Nährstoffversorgung und/oder Staunässe gut zurecht.
  • Konkurrenzstarkes Wachstum oder die Abwesenheit von natürlichen Schädlingen, ersichtlich am Beispiel des Japanische Staudenknöterichs (Fallopia japonica), der sich an Uferböschungen und Bahndämmen ungehindert ausbreitet. Dadurch können massive Schäden an Gleisen und Straßen verursacht werden, da seine wüchsigen Wurzeln u. a. Asphalt sprengen. Auch die ASFINAG musste eine eigene Abteilung für die Bekämpfung von invasiven Neophyten aufbauen, da Autobahnmittelstreifen perfekte Bedingungen für die Ausbreitung von invasiven Neophyten bieten.
  • Veränderung der Bodeneigenschaften, z. B. die Robinie (Robinia pseudoacacia), die magere Standorte zu nährstoffreichen Böden umwandelt und damit Pflanzen, die auf mageren Böden wachsen, verdrängt. Da die Robinie, so wie viele andere Schmetterlingsblütler (Fabaceae), Luftstickstoff im Boden binden kann, gleichzeitig sehr konkurrenzstark ist und sich neben Samenverbreitung auch vegetativ vermehren kann, wird sie an mageren, gehölzarmen Standorten zunehmend problematisch.
  • Gesundheitsschädigende Wirkung, z. B. der Pollen der potenziell invasiven Ambrosia/Ragweed (Ambrosia artemisiifolia) – dieser ist stark allergieauslösend. Ein Beispiel hierfür ist auch der Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum), der bei Berührung schwere Hautverbrennungen hervorrufen kann. Auch diese Art wird als potenziell invasiv angesehen. 

In Österreich gelten 17 Gefäßpflanzenarten (dies sind vorrangig Samenpflanzen) als für den Naturschutz problematische, invasive Neophyten – also die allerwenigsten. Verschiedene weitere Pflanzenarten werden als potenziell invasiv angesehen (z. B. der Sommerflieder – Buddleja davidii) – in Österreich sind dies weitere 18 Arten. Dennoch sind auch diese wenigen Arten ein Problem, da sie beträchtliche (auch wirtschaftliche) Schäden anrichten. Ihre Bekämpfung ist nur sehr schwer möglich, da ihre Samen eine teilweise sehr lange Keimfähigkeit aufweisen. Außerdem führt das Beschädigen der Wurzeln bei Beseitigungsversuchen nur zu einem erneuten Austrieb. Häufiges Zurückschneiden wiederum kann die Pflanzen zwar schwächen, aber nicht beseitigen. Wenn sie einmal da sind, ist es schwierig, sie wieder gänzlich loszuwerden. 

Weitere invasive Arten in Österreich sind:

Eschenahorn (Acer negundo), Götterbaum (Ailanthus altissima), Lanzettblättrige Aster (Aster lanceolatus), Glattblatt-Aster (A. novi-belgii), Schwarzfrüchtiger Zweizahn (Bidens frondosa), Kanadische Wasserpest (Elodea canadensis), Drüsiges Weidenröschen (Epilobium ciliatum), Rot-Esche (Fraxinus pennsylvanica), Topinambur (Helianthus tuberosus), Kleines Springkraut (Impatiens parviflora), Bastard-Schwarz-Pappel (Populus x canadensis), Schlitzblättriger Sonnenhut (Rudbeckia laciniata) und Riesen-Goldrute (Solidago gigantea).

Was bedeuten Neophyten für Bienen und was können wir tun?

Viele der invasiven Neophyten, wie das Drüsige Springkraut oder der Sommerflieder, bieten den Bienen gute Trachtquellen – bis in den Spätsommer hinein. In der Vergangenheit wurden manche dieser Pflanzen daher von Imker:innen gefördert. Nun, da wir deren Ausbreitungs- und Störungspotenzial kennen, gilt es zuvorderst, diese Pflanzen nicht weiter zu unterstützen, und die heimische Biodiversität zu fördern: 

  • Zunächst sollten heimische Pflanzen statt Neophyten angesetzt werden: Das hilft auch den Wildbienen, von denen ein Drittel der Arten auf bestimmte, einheimische Pflanzenarten spezialisiert ist.
  • Wer die kanadische Goldrute und Sommerflieder im Garten hat, sollte sie nach der Blüte schneiden, um ein Aussamen zu verhindern. Alternativ kann zum Beispiel die einheimische Goldrute (Solidago virgaurea) gepflegt werden.
  • Eine ordnungsgerechte Entsorgung des Pflanzenmaterials von invasiven Neophyten hilft auch gegen deren weitere Ausbreitung (Restmüll statt Kompost/Biotonne). Der Staudenknöterich beispielsweise könnte aus kleinen Wurzelteilen neu ausschlagen und sich so weiter verbreiten.
Quellen / Weiterführende Informationen

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